header06

Improvisationstheater

Erzählt man bei Parties, in der Arbeit oder bei sonstigen sozialen Zusammenkünften jemandem, dass man seine Freizeit am liebsten damit verbringt, Improvisationstheater zu spielen, wird man meist mit zwei Fragen konfrontiert: “Welches Stück spielt ihr da?” und “Was ist das?”

Die Antworten fallen für den/die Fragende/n meist ziemlich unbefriedigend aus: “Wir gehen auf die Bühne ohne Plan und Drehbuch, holen uns Inspirationen vom Publikum und spielen drauf los.” “Das kann man nicht so gut erklären, das muss man selbst einmal gesehen haben.”

Wer zufällig ein Smartphone bei der Hand hat, kann dem/der Fragenden zumindest schnell den Wikipedia-Eintrag zu Improvisationstheater vor die Nase halten und beginnend bei der Commedia dell’Arte bis hin zu den Praktiken von Johnstone und Spolin über die Geschichte des Improvisationstheaters und seine Auswüchse in verschiedenste Formen referieren.

Hier ein wahrscheinlich unzulänglicher aber eventuell party-smalltalk-tauglicher Erklärungsversuch:

Beim Impro-Theater spielen wir Szenen, Geschichten oder singen Lieder, ohne dass wir sie jemals zuvor gespielt oder geprobt hätten. Alles passiert im Moment erstmalig und ist vorher noch nie dagewesen und wird auch später nie wieder da sein. Das Publikum gibt uns Stichwörter, bestimmt die handelnden Personen oder etwa den Titel einer Geschichte oder eines Liedes. Davon lassen wir uns inspirieren, dazu assoziieren wir unsere Szenen.

Habt ihr schon einmal in der Schule, mit Freunden, am Lagerfeuer, bei einem Spieleabend, während einer langen Bahnfahrt, beim Wandern, woundwarumauchimmer einfach so spontan und aus dem Nichts heraus eine Geschichte erfunden? Vielleicht Wort für Wort, oder Satz für Satz? Vielleicht einfach so nach Lust und Laune spontan einen Film gespielt, den es gar nicht gibt? Das machen wir auch. Bei jeder Show und bei jedem Training. Wir trainieren einmal die Woche unsere Techniken, unsere Intuition, unsere Kreativität und unsere Spontaneität. Aber wir proben niemals Geschichten.

Weil wir – genauso wie das Publikum – zu Beginn einer Show nie wissen, was passieren wird, überraschen wir uns jedesmal selbst. Es passieren lustige und traurige, alltägliche und epische, nachvollziehbare und vollkommen wirre Geschichten. Manchmal spielen wir absolut offene Geschichten ohne Einschränkung und Vorgabe, manchmal geben wir uns vor, nun zB eine Oper spielen zu wollen; oder ein Märchen; oder eine Szene, bei der jede/r Spieler/in nur ein Wort sagen darf; oder eine Geschichte, die im Genre “Italo-Western” spielen muss; oder oder oder …

Aber am besten ist immer noch, ihr kommt vorbei und seht es euch an. Lasst euch einfach überraschen! Wir tun es ja auch.